Vergabepraxis des Landes Tirol/ Künstlerische Intervention Landhausplatz Innsbruck: Der Wettbewerb ist nicht gescheitert!

Offener Brief des Vereins Tiroler Künstler:innenschaft

Mit diesem Schreiben möchte der Verein Tiroler Künstler:innenschaft zu einer Aussage von Landeshauptmann Anton Mattle im Interview mit Markus Schramek (Tiroler Tageszeitung vom 12. Jänner 2023) bezüglich des Wettbewerbs für die künstlerische Intervention am Landhaus Stellung beziehen.

Um die bisherigen Geschehnisse aus Sicht der Künstler:innen kurz zusammenzufassen, wird festgehalten, dass in einem zweistufigen Verfahren in einer ersten Runde aus 36 Einreichungen fünf zu der zweiten Wettbewerbsphase eingeladen wurden, bei der sie neben fünf eingeladenen Positionen einer Jury vorgelegt wurden. Diese Jury wählte am Ende drei Projekte für den 1., 2. und 3. Platz aus. Der erste Platz ging damals einstimmig an den Künstler Franz Wassermann und dessen Entwurf einer Textinstallation an der Fassade des Neuen Landhauses mit dem Wortlaut: „Wir haften für unsere Geschichte“.

Das damals für Kunst und Kultur beauftragte Gremium der Tiroler Landesregierung entschied sich im Herbst 2022 aber, den Entwurf Balkensturz von Ramesch Daha/ AKT als zu realisierendes Projekt vorzuziehen und öffentlich als Siegerprojekt bekannt zu geben.

Festgestellt wird, dass die Entscheidung über die Vergabe solcher Projekte formell immer bei den für das Ressort zuständigen Politiker:innen liegt und eine neue Regierung sich auch dazu entschließen kann, neue Vorgehensweisen zu wählen. Dies ist gesetzlich so geregelt und kein Gegenstand, der hier infrage gestellt wird.

Letztendlich sorgte aber auch ebendieses Vorgehen der vorherigen Tiroler Landesregierung dazu, dass die Zweitplatzierte und mit der Realisierung beauftragte Künstlerin Ramesch Daha gemeinsam mit dem Architekturkollektiv AKT ihr Projekt zurückzog.

Dies müsste allerdings nicht das Ende des Wettbewerbs bedeuten. Auch wenn die angekündigte Präsentation der Wettbewerbsbeiträge sehr begrüßt wird, und ein Schritt in Richtung mehr Transparenz in dieser Angelegenheit darstellt, wünschen sich so wie wir, viele Kultur- und Kunstschaffende für einen erfolgreichen Abschluss des Wettbewerbs auch die Realisierung eines jurierten Projektes. Dies wäre sowohl ein klares und starkes Zeichen für die Erinnerungskultur und das Sichtbarmachen der NS-Vergangenheit des Landhauses, als auch ein wichtiger Schritt für mehr Transparenz im Sinne einer de­mo­kra­tie­po­li­tischen Wettbewerbskultur.

Wir können die Feststellung, dass der Wettbewerb gescheitert sei nicht nachvollziehen und möchten daher an dieser Stelle gerne anregen, dass neben der angekündigten Ausstellung der Wettbewerbsbeiträge und dem online-Rundgang durch die Geschichte des Landhauses, das von der Jury erstgereihte Projekt von Franz Wassermann an der Fassade des Landhauses realisiert und somit ein im öffentlichen Raum deutlich sichtbares Zeichen der Erinnerungskultur gesetzt wird.

Für Rückmeldungen steht die Tiroler Künstler:innenschaft gerne zur Verfügung!

 

Gezeichnet
Der Vorstand der Tiroler Künstler:innenschaft